Kirche · Brandenburg
Die Chorfenster in der St. Pauli-Kirche · Brandenburg an der Havel
Gestaltung der Begleitfenster
Das ehemalige Dominikanerkloster St. Pauli geht auf eine Schenkung des Markgrafen Otto des Großen im Jahre 1286 zurück und wurde in mehreren Bauabschnitten bis in das 14. Jahrhundert hinein vollendet.
Die Glasmalereien des Chorscheitelfensters in der St. Pauli-Kirche datieren um 1330/1340. Es handelt sich um ein Bibelfenster, das einem typologischen Bildprogramm folgt und Szenen aus der Lebensgeschichte Jesu jeweils zwei erklärende alttestamentarische Darstellungen gegenüberstellt. Dieser kunsthistorisch außerordentlich bedeutende mittelalterliche Glasmalereibestand wurde 1868-70 unter Leitung des ersten preußischen Staatskonservators Ferdinand von Quast um fehlende Bildfelder, Prophetendarstellungen und Ornamentscheiben ergänzt.
Durch Ausbau 1942 der Kriegszerstörung entgangen, wurde das Bibelfenster 1975 zunächst im Chor der St. Katharinenkirche präsentiert. Erst die jüngst abgeschlossene Wiederherstellung der Kirche und Klosteranlage St. Pauli erlaubte 2008 eine Rückführung des Kunstwerkes an seinen originalen Einbauort, wobei die Glasmalereien einer sorgfältigen Konservierung und Restaurierung unterzogen wurden (Ausführung Atelier Ilona Berkei).
Auch die verlorene ornamentale Maßwerkverglasung des 19. Jahrhunderts konnte 2009 anhand von Meßbildern rekonstruiert werden, so dass das Chorscheitelfenster wieder in seiner eindrucksvollen Gesamtwirkung hergestellt ist (Ausführung Glaswerkstatt Andreas Walter).
Um der störenden Überblendung des Chorscheitelfensters durch die beiden angrenzenden Fenster zu begegnen, wurde die Glaswerkstatt Andreas Walter um ein Konzept zur Reduzierung des Lichteinfalls gebeten. In Zusammenarbeit mit dem Künstler Andreas Wolff entstand ein zurückhaltender Entwurf für eine zeitgemäße Gestaltung der Begleitfenster. Mit einfachen aber äußerst wirkungsvollen Mitteln wurden die Gläser auf zwei Ebenen durch Sandstrahlen bearbeitet, partiell bemalt und mit Echt-Antikgläsern beklebt. Farbig in den Kirchenraum eingebunden, entfalten sie eine faszinierende Wirkung und lenken zugleich den Blick des Betrachters auf die mittelalterlichen Glasmalereien.
Anja Castens/Andreas Wolff